Vom 01. – 03 Juni 2014 fand unsere diesjährige Besamungsaktion statt. Wie in den Vorjahren stellten mein Sohn Mike und ich unseren Lehr-Bienenstand in Havixbeck – Hohenholte zur Verfügung.
Bereits am Samstag 31.05. reiste das Ehepaar Winkler mit ihrem Wohnwagen an. Am nächsten Morgen hatte Frau Winkler gegen 10:00 Uhr bereits alle Besamungsutensilien vorbereitet und konnte mit der Sperma-Aufnahme beginnen. Da Drohnen jedoch erst zur Mittagszeit ihren ersten Ausflug starten, mussten diese zu Beginn noch per Hand von den Waben abgenommen werden.Es traf sich gut, daß der örtliche Imkerverein jeweils am ersten Sonntag der Sommermonate an unserem Bienenstand einen offenen Imkertreff organisiert. So fanden sich genügend „Fänger“ um aus den bereitgestellten Ablegern die Drohnen „abzufangen“. Dabei wurden die Hobbyimker/Innen ganz nebenbei über den Aufwand einer intensiven Zuchtarbeit informiert.
Wesentlich für das Gelingen einer Besamungsaktion ist die Aufzucht und Pflege der Drohnen. Nach Ansicht von Frau Winkler sollten die Drohnen bei der Sperma Abgabe 42, besser 45 Tage alt sein. Um das zu bewerkstelligen habe ich am 13.05. ausgebaute Drohnenwaben mitten in das Brutnest der 8 ausgewählten Vatervölker gegeben. Bereits nach 2 Tagen waren fast alle Zellen bestiftet.
Meine Drohnenwaben haben rundum 43 mm breites Rähmchenholz damit die Zellen an beiden Seiten 3 mm länger ausgezogen werden können.
5 Tage vor dem Schlupf der Drohnen wurden 3 Brutableger mit je 6 – 8 Dadant Brutwaben gebildet. Das Besondere ist der hohe Boden für die Drohnenableger. Er hat direkt hinter dem Flugschlitz eine senkrechte Leiste die bis 10 mm über den geschlossenen Boden reicht. Der gesamte Raum hinter dieser Leiste, wird mit einem Drohnenabsperrgitter abgedeckt. Der Flugschlitz wird außen ebenfalls mit einem Drohnengitter versehen.
Da die Fremddrohnen außen und die potenziellen Väter innen keinen direkten Kontakt haben und zudem kaum Licht nach innen gelangt, verhalten sich die angehenden Väter sehr ruhig und versuchen nicht dauernd durch das Drohnengitter zu fliehen. Das wurde sonst vielen Drohnen zum Verhängnis da sie sich mit dem Kopf zwischen die Stäbe zwängen und sich dann nicht mehr lösen können.
Um beim Abfangen der Drohnen ein etwa gleichmäßiges Gemisch aus den 8 Vatervölkern zu bekommen, schneide ich die Drohnenwaben 3 Tage vor dem Schlupf aus den Rähmchen und teile sie jeweils senkrecht und waagerecht durch.
In ein waagerecht geteiltes leeres Rähmchen wird aus 4 verschiedenen Vatervölkern je ein Stück darin eingepasst.
Je 2 dieser gemischten Waben mit Drohnen aus 4 Vatervölkern werden zwischen die Brutwaben der Ableger gehängt. So befindet sich in jedem der drei Ableger nach dem Schlupf der Drohnen ein Gemisch der Drohnen aus 8 Vatervölkern.
Die Brutwaben zur Bildung der Ableger müssen alle Brutstadien einschließlich Eier enthalten, damit bis zur Verwendung der Drohnen immer genügend junge Bienen zur Verfügung stehen um die „Väter“ optimal zu versorgen.
In Trachtpausen muss natürlich gefüttert werden. Auf den Drohnenwaben sollte immer frischer noch nicht verdeckelter Honig zur Verfügung stehen. Denn dort können sich die Drohnen auch selber „bedienen“.
Die Ableger bleiben weisellos. Bis zur vollen Legetätigkeit der Nachschaffungsköniginnen genießen alle Drohnen eine optimale Pflege.
2 Tage vor der Sperma Aufnahme habe ich die Drohnen abends um 18.30 durch Öffnen des Deckels fliegen lassen. Nach Aussage von Frau Winkler haben sie dabei nicht nur Gelegenheit sich zu entleeren, sondern durch die Beanspruchung der Flugmuskulatur werden die Drohnen vitaler und im Effekt zu „besseren“ Vätern. Nach etwa 1 Stunde waren alle Heimkehrer wieder in den Ablegern verschwunden. Offensichtlich gab es bei diesem Ausflug keine größeren Verluste.
Die Mühe bei der Aufzucht und Pflege der Drohnen hat sich gelohnt. In persönlicher Bestzeit konnte das Ehepaar Winkler in 6 Stunden 160 Portionen Sperma aufnehmen.
Beim Anliefern der Königinnen stellten sich allerdings Probleme heraus. Viele Beschicker konnten nicht die gemeldete Anzahl Königinnen anliefern. Das schlechte Wetter in der Region führte zu einem kompletten Ausfall der Tracht von Anfang Mai bis etwa 10. Juni. Um die Völker nicht hungern zu lassen mussten erhebliche Mengen zugefüttert werden. Selbst gut geführte Pflegevölker waren aber oft nicht zum Pflegen von Weiselzellen zu bewegen. Viele Zuchtserien fielen komplett aus oder brachten nur augenscheinlich schlecht gepflegte Zellen hervor. So konnten statt der 130 angemeldeten Königinnen nur 93 besamt werden.
Besonders erfreulich ist aber das Interesse einiger Anfänger an der Zucht. So sind wir sehr zuversichtlich, dass sich unter den Mitgliedern des Landesverbandes regionale Gruppen bilden, die sich in Zukunft intensiver mit der Haltung und Zucht unserer Buckfast Bienen beschäftigen.
Die Notwendigkeit dazu wird auch durch die stetig steigende Nachfrage nach guten Buckfast Königinnen deutlich.
Werner Gerdes im Juli 2014