Autor: Ramunas Lange
Eigentlich leben wir Menschen in einem Königreich, dass nicht uns gehört, doch vergessen wir dies leider zu leicht und zu oft. Die Erde wird von Insekten dominiert; die Wissenschaft kennt hier ca. 20.000 verschiedene Arten, unter ihnen auch die Honigbiene (Apis mellifera mellifera).
Nord- und Mitteleuropa erreichten die Honigbienen vor rund 50 Millionen Jahren (dies bezeugen fossile Überreste im baltischen Bernstein).
Es dauerte sehr lange, bis der Mensch gelernt hat, Honig und Wachs zu ernten.
Im X. und XI. Jahrhundert befand sich auf Gotland Europas und Asiens größtes Handelszentrum, in das damals schon neben Pelzen
und Gewürzen auch Honig und Wachs eingeführt wurden.
Aufzeichnungen geben Zeugnis darüber, dass im XIII. Jahrhundert Zahlungen an die Kirche auch in Form von Honig und Wachs abgegolten werden durften.
Zu dieser Zeit war die Imkerei primitiv; der Imker durchforstete den Wald auf der Suche nach Bienenvölkern, die sich in Bäumen
eingenistet hatten. Entdeckte er ein solches Volk, brach er alle Waben heraus und vernichtete es praktisch dadurch.
Erst später, als die Imker gelernt hatten, Rauch zur Beruhigung einzusetzen, besserte sich die Situation der „beraubten“ Bienen. Nachdem sie durch Rauch vertrieben wurden, entnahm der Imker einen Teil der Waben, belies aber genug Vorräte und Brut, so dass das Volk weiter existieren konnte. Hier kam auch die Bezeichnung Zeidler (altdeutsch „zeideln“ oder Honig schneiden)
zum ersten Mal auf.
Die Zeidler erhielten im XV. Jahrhundert hinreichende Sonderrechte und durften sich zu ihrem persönlichen Schutz (meist vor Bären) mit einer Armbrust bewaffnen. Auch juristisch betrachtet nahmen ihre Tiere eine Sonderstellung ein:
Der Diebstahl von Honig oder die Vernichtung eines Bienenvolkes wurde nicht selten mit dem Tode bestraft.
Erst im XVIII. Jahrhundert begann die Zeit der aus damaliger Sicht modernen Imkerei. Anfangs noch aus Stroh geflochten, wurden sie im XIX. Jahrhundet durch den bekannten polnischen Imker K. Levicki und seiner Entwicklung einer Bienenbeute mit beweglichen Rähmchen revolutioniert.
Die Zeiten, in der sich Mensch und Bär Honig und Brut geteilt hatten, waren hiermit entgültig vorbei.
Langstroth, Dadant, Zander, Adam und Krisciunas leisteten im Weiterverlauf der Jahre der Imkerei bei der Weiterentwicklung der Bienenbeute wertvolle Dienste.
…und heute?
Seit der Entdeckung des Rübenzuckers Anfang des 18. Jahrhunderts und seiner preiswerten Erzeugung verlor Honig seine marktführende Stellung als einziges Süßungsmittel; auch alkoholische Getränke wie Met gerieten dadurch in Vergessenheit.
Erst durch eine langsame Umkehrung von industriell bearbeiteten und konventionell produzierten Lebensmitteln zu traditionell und biologisch erzeugten Nahrungsmitteln erfährt Honig und seine Nebenerzeugnisse (Met, Honig-Pollen-Mischungen), Blütenpollen, Propolis & Co. eine gewisse Renaissance.
Die Imkerei heute wird meist in modernen Magazinbeuten durchgeführt; Hinterbehandlungsbeuten oder gar Strohkörbe werden immer seltener, sind aber dennoch aktuell. Bienenwanderwagen mit Hinterbehandlungsbeuten in Mitteldeutschland und Strohkörbe in der Lüneburger Heide halten sich „hartnäckig“ und bereichern so unsere Bienenbeutenlandschaft.
Nach vorsichtigen Schätzungen gibt es in Deutschland 100.000 Imker mit 1.200.000 Bienenvölkern – nur 5 % von diesen Imkern können als Nebenerwerbs- oder Berufsimker bezeichnet werden.
Autor: Ramunas Lange Informationsportal rund um die Imkerei
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