Die MINI-Beute, ein durchgehendes System von Heinz Bauer
Wer sich heute mit der Königinzucht befasst, stößt früher oder später unweigerlich auf die MINI-Beute (im Handel als Styroporbeute System MINI-Plus). Der Grund dafür ist meist die Einsicht, dass eine hochwertige Königin nur unter natürlichen und optimalen Bedingungen in einem Bienenvolk – von der verdeckelten Weiselzelle bis zur begatteten und Eier legenden Jungkönigin – ohne Unterbrechung, heranwachsen kann.
Lange schon wissen verantwortungsbewusste Züchter, dass die Einwabenkästchen (EWk´s) diese Anforderung nicht erfüllen. Andere kleine Begattungseinheiten (Kieler-, Segeberger- und Apidea-Begattungskästen) tun dies zwar eingeschränkt, haben aber oft zu wenig Bienenmasse, um bei Kälteeinbrüchen die Temperatur halten zu können und verfügung dabei meist über zu wenig Futtervorräte. Zum Anderen ist eine Vorprüfung der begatteten Königin oder gar eine Überwinterung dieser, mit diesen Einheiten nicht möglich.
Im Gegensatz dazu beinhaltet die MINi-Beute 6 Kleinwaben (Wabenmass 20 cm breit x 14 cm hoch), die den Bienen einen Aufenthalt in den Wabengassen ermöglichen und genügend Bienen – wie ein kleines Bienenvolk – aufnehmen. Dies ist besonders zur Temperaturhaltung und zur erforderlichen Aufnahme von Futterreserven wichtig, wenn während der Zuchtperiode eine Kältephase eintritt. Es handelt sich hier also um ein noch handliches, leicht transportierbares Beutensystem, das die Erfordernisse der modernen Könignzucht voll erfüllt. Die Betonung liegt hierbei auf „Beutensystem“, wie die nachfolgenden Ausführungen und Bilder zeigen werden.
1. Der Beginn mit der MINI-Beute
Wer seine Könignzucht mit der MINI-Beute startet, beginnt mit dem „Befüllen“ der Beuten schon sinnvoller Weise im Sommer des Vorjahres. Hierzu werden 6 Rähmchen mit Mittelwänden, ausreichend junge Bienen (von etwa 3 Zander- oder 2-Dadantbrutwaben) und eine begattete Königin in die Beute gegeben. Also wie ein kleiner Kunstschwarm. Hierbei kann die Königin ruhig älter sein, da sie ja nur zur Überwinterung der Einheit gebraucht wird. Damit die Mittelwände zügig ausgebaut werden, setzt man einen Futtertrog mit ca. 2L Flüssigfutter (Honiglösung oder Zuckerwasser 1:1) auf.
Aufgesetzter Futtertrog für Flüssigfutter
Ein Start mit den Mittelwänden, z.B. im Mai beim Zuchtansatz, ist nicht ideal, da die zugegebene Weiselzelle zum Schlupf die beste Umgebung nur zwischen zwei Brutwaben in der Beutenmitte hat.
Die neue erstellten MINI-Völker werden in der Folgezeit auf einem separaten Platz gut versorgt und bei fehlender Tracht gefüttert. Sobald die Volksstärke es erlaubt, wird eine weitere MINI-Beute (wieder mit 6 Mittelwänden) aufgesetzt. So wachsen die Einheiten bis zum Herbst auf 3 – 4 Beuten übereinander an.
2. Die Einwinterung
MINI-Beuten sind ab 2 Beuten übereinander gut überwinterbar, problemloser geht es natürlich mit 3 bis 6 Beuten, da dann auch in langen Wintern nicht schon ab März Futtermangel auftritt. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Königin mit der Brut sich immer in den unteren Beuten (Umhängen) befindet, während oben die Futterbeuten sitzen.
Der im Handel erhältliche Styropor-Unterboden mit 52 mm Fluglochbreite ist nach unseren Erfahrungen für die Überwinterung wenig geeignet, da die Völker besonders im Frühjahr nicht genügend ventilieren können. Dadurch setzt oft frühzeitig (April) die Schwarmstimmung ein. Wir setzen deshalb einen selbst gebauten Unterboden aus Holz ein, der jedoch in seinen Aussenmassen mit dem Styropor-Unterboden kompatibel ist. Er hat eine Fluglochbreite von 100 mm, diese kann einfach mit einem Verschlußplättchen aus 1 mm Aluminiumblech (das in den am Flugloch befindlichen Schlitz eingeschoben wird) verschlossen werden. Zusätzlich hat der Unterboden an der Flugloch-Innenseite eine Aussparung, in die das Königin- oder Drohnen-Absperrgitter einzubringen ist. Ebenfalls hat er ein Bodengitter (2 mm Maschenweite aus nichtrostendem Stahl) und darunter einen Bodeneinschub für die Varroa-Diagnose.
Unterboden von hinten, mit Bodeneinschub und Diagnosegitter.
Beim Flugloch mit Drohnen-Absperrgitter
Unterboden von vorn. Schlitz für Verschlussplättchen am Flugloch.
(innen liegt Absperrgitter)
Der Bodenschieber ist bei der Überwinterung nur in der Zeit von Mitte Januar bis ca. Ende April eingeschoben, da sonst die Völkchen im November bzw. Dezember zur Varroabehandlung kaum brutfrei sind.
Die Varroabehandlung selbst kann genau so wie bei anderen Völkern vorgenommen werden. Als praktisch haben sich für die Behandlung im Juli-August die mit Oxalsäure-Dihydradlösung getränkten Haushaltstücher erwiesen (3 x im Abstand von 2 Wochen), die nach dem Einlegen von den Bienen zerschrotet werden.
Eingelegtes Haushaltstuch zur Varroa-Behandlung
3. Königinaufzucht
Unmittelbar vor der Zuchtperiode werden die überwinterten MINI-Türme aufgeteilt. Die mit überwinterte Königin wird entweder abgedrückt oder verbleibt als Reserve in einem Kästchen mit Brut und Bienen (z.B. überwinterte Zuchtmutter!).
Jedes Kästchen, das zur Aufzucht verwendet werden soll, erhält nachfolgend eine schlupfreife Weiselzelle. Als Vorbereitung hierfür erhält jede MINI-Beute links und rechts aussen je eine Mittelwandwabe, im Zentrum zwei bienenbesetzte Brutwaben und zusätzlich – zwischen Mittelwänden und Brutwaben – zwei Futterwaben mit Bienen. Diese Futterwaben und auch die Brutwaben sind in den überwinterten Türmen bis zur 2. Hälfte Mai hin ja reichlich vorhanden (Hinweis: wir beginnen mit dem Umlarven meist in der 1. Maiwoche, damit stehen die Weiselzellen dann in der 2. Maihälfte zur Verfügung).
Die schlupfreife Weiselzelle, mit einem Zellenschützer (Nicot) versehen, kommt in die Mitte zwischen die beiden Brutwaben. Hier wird auch, wenn die Einheit genügend Bienen hat, bei kritischen Temperatureinbrüchen niemals eine Verkühlungsgefahr auftauchen und die Königin schlüpft unter optimalen Bedingungen.
Mittelwand/ Futterwabe/ Brutwabe/Weiselzelle/
Brutwabe/ Futterwabe/ Mittelwand (von links
nach rechts in der Graphik)
4. Einweiselung in Trachtvölker
Die in der MINI-Beute begatteten Königinnen bauen schnell ein schönes Brutnest auf. Hier kann auch ein Vorprüfung der Königin erfolgen (Brutnestanlage, Verhalten, Körperbau etc.). Königinnen, die in den Verkauf gehen, werden nach dieser Vorprüfung entnommen. Danach kann sofort wieder eine neue Weiselzelle zugegeben werden, um eine neue Aufzucht zu starten.
Königinnen, die zum Umweiseln von Trachtvölkern im August/ September vorgesehen werden, bleiben im MINI und werden durch Aufsetzen von weiteren Beuten je nach Volksentwicklung erweitert. Im August/ September sitzen sie regelmäßig auf 3-4 MINI´s.
Die Umweiselung von Trachtvölkern ist mit dem MINI vollkommen problemlos. Die alte Königin wird aus dem vorgesehenen Trachtvolk entnommen und es wird der Kastendeckel durch einen Spezialdeckel mit Zentralbohrung ersetzt. Über diese Zentralbohrung (Lochdurchmesser ca. 50 mm) wird sofort die einzuweiselnde, junge Königin im MiINI (zusammen mit ihrer kleinen Volkseinheit) gesetzt. Wer das Trachtvolk gleichzeitig verstärken will, kann alle 3-4 MINI-Beuten mit der Jungkönigin oben aufsetzen. Allerdings geht dann diese Jungkönigin selten selbst nach unten in des Trachtvolk, was sonst (wenn nur 1 MINI aufgestzt wird) innerhalb von 3-4 Tagen erfolgt.
Trachtvolk / Spezialdeckel mit
Zentralbohrung
MINI (ohne Unterboden) mit
Jungkönigin aufgestzt
Sollte eine Königin nach 4 Tagen nicht in des Trachtvolk übergewechselt sein (Nachschau im MINI), wird sie abgefangen und über das Zentralbohrloch in das Trachtvolk einlaufen lassen. Falls die MINI-Beuten danach noch (um die Brut leer laufen zu lassen) auf dem Trachtvolk verbleiben, muss über das Zentralbohrloch ein Absperrgitter gelegt werden, damit die Königin nicht mehr nach oben wandern kann.
5. Zur Verwendung von freien MINI-Beuten mit Bienen
Im Regelfall werden die überzähligen MINI-Beuten mit Bienen und Brut nach Ende der Zuchtperiode zu Türmen für die Überwinterung zusammengestellt (vereinigt). Wenn es noch im Juli ist, ziehen sie eventuell selbst eine Königin nach. Ansonsten kann man mittels Ausfresskäfig irgendeine, vorhandene Reservekönigin einweiseln.
Überschüssiges Bienenmaterial kann auch zur Erstellung von Kunstschwärmen genutzt werden, die natürlich je nach Jahreszeit das entsprechende Bienengewicht haben sollten. Wertvolle Zuchtmütter lassen sich nach vorangegangener Prüfung im Trachtvolk übrigens noch 2-3 Jahre sehr gut in MINI-Beuten halten. Diese Völkchen können durch Schröpfen immer entsprechend klein gehalten werden, so dass die Zuchtmutter nie zur Höchstleistung gezwungen wird. Die zum Umlarven erforderlichen, jüngsten Larven lassen sich darüber hinaus im MINI leichter finden und das Umlarven von diesen handlichen Waben ist einfacher.
Wer von den MINI´s direkt Ableger erstellen will, die mittels eines Adapterkastens direkt mit den Trachtvölkern vereinigt werden können, hat diese Möglichkeit ebenfalls, wenn er MINI-Rähmchen mit speziel zusammensteckbaren Oberträgern verwendet.
Zwei MINI-Waben zusammengesteckt
6. Ausblick
Wir verwenden derzeit immer mehr selbst hergestellte MINI-Beuten aus Holz, da die Hartstyroporbeuten aus dem Handel nicht stabil genug sind. Auch kommt es vor, dass die Bienen selbst das Styropor seitwärts annagen (besonders beim Aufsetzen auf Trachtvölker – siehe Punkt 4). Auch das Flugloch wird teilweise von den Bienen angenagt, um es eventuell zu erweitern. Auf einer Inselbelegstelle in der Ostsee haben sich die Krähen auf Styropor-Begattungskästchen, gleich welcher Art, spezialisiert und es kam zu größeren Verlusten. Wenn Sie also damit liebäugeln, auch mit diesem guten System zu beginnen, schauen Sie sich vorher auf dem Markt um – es gibt auch zwischenzeitlich Hersteller von Holz-MINI´s.
Copyright Heinz Bauer 2006